Wie teuer sind Fahrstunden wirklich...?
Die auf den ersten Blick hohen Preise für Fahrstunden (im Fach-Jargon: "praktischer Fahrunterricht") relativieren sich durch einen Blick hinter die Kulissen...
Ein Fahrlehrer ist ein Kleinunternehmer und muss den Preis für sein Produkt nach kaumännischen Grundlagen errechnen und festlegen. Damit weder die FahrschülerInnen noch der Fahrlehrer zu kurz kommen, sollte der Preis nicht übermässig hoch sein - er sollte aber auch nicht derart niedrig angesetzt sein, dass grundlegende Bedürfnisse des Fahrlehrers nicht ausreichend gedeckt werden können.
Dabei ist wichtig: der Lohn des Fahrlehrers ist natürlich nicht gleich dem Preis einer Fahrlektion... Dieser setzt sich folgendermassen zusammen:
Autobetriebskosten
- Kapitalverzinsung
- Fz.-Abschreibung
- Verkehrssteuer
- Gebühren
- Versicherungen
- Treibstoff
- Reparaturen
- Reifen
- Fz.-Pflege
- Winterausrüstung
- Garagenmiete
- Ersatzfahrzeug
- Umbaukosten |
Administration
- Büro-Miete
- Telefongebühren
- Büromaterial
- Allg. Unkosten
- Heizung
- Strom
- Abschreibungen auf EDV
- Mobiliar
- Büromaschinen
- PC, Beamer
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Vorsorge
- AHV / IV
- Altersvorsorge / PK
- Unfallversicherung
- Lohnausfallversicherung
- Rückstellungen für Ferein
- Krankheit
- Militär |
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Weiterbildung
- Obligat. Weiterbildung
- Fak. Weiterbildung |
Werbung
- Werbung / Zeitschriften
- Mailings
- Public Relation
- Fahrzeug Beschriftung |
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Wieviel verdient ein Fahrlehrer?
Bei welchem Lektionenpreis? Fr. 80.-
Bei durchschnittlich 8 Fahrlektionen pro Tag ergibt dies ein Jahressalär (
netto) von rund Fr. 80'000.-,
also pro Monat rund Fr. 6'660.-. Erst dieser Lohn ist direkt vergleichbar mit jenem anderer Unternehmer, wie auch dort bildet er nach Abzug von Einkommenssteuer, Krankenkasse, Privatversicherungen die Grundlage zum Bezahlen von Essen, Wohnung, Kleidern, Ausbildung der Kinder, Sport, Freizeit usw.
Ein ausgelasteter Fahrlehrer müsste seine Fahrstunden für rund Fr. 100.- verkaufen, damit er gleich viel verdienen würde wie ein 26-jähriger Primarlehrer mit 5-jähriger Berufserfahrung... Dabei trägt ein Fahrlehrer als selbständiger Unternehmer deutlich mehr Risiken als ein Festangestellter.
Der Fahrlehrerberuf stellt in verschiedensten Bereichen hohe Anforderungen, zum Beispiel die fehlerfreie technische Fahrzeugbeherrschung auch als Begleitperson, fundierte Kenntnisse des Strassenverkehrsgesetzes, ein hohes Mass an pädagogischem Geschick, empathische Fähigkeiten, unternehmerisches Denken, usw.
Wo die Rechnung der “Billigfahrlehrer” nicht aufgeht
Wer weniger verlangt, muss irgendwo sparen. Wo, bleibt dem Kunden meist verborgen... Auf jeden Fall können dabei grosse Nachteile sowohl für den Fahrschüler als auch für den Fahrlehrer entstehen.
Spart der Fahrlehrer zum Beispiel an persönlicher Vorsorge, wird sich dies für ihn im Alter rächen. Auch wenn es für aussenstehende oft schwer ist, einen gerechtfertigten Lohn von einem hohen zu unterscheiden (vor allem wenn genaueres Wissen über die verursachten Kosten fehlt),wird jeder eingestehen, dass auch einem Fahrlehrer für die erbrachten Leistungen ein angemessener Lohn sowie eine vernünftige Altersvorsorge zusteht.
Aktualisiert am: Sonntag, 23. August 2020